Rakete zu den Sternen – Theologie des Leibes mit Christopher West

400 Teilnehmer besuchten das Theologie des Leibes Event mit Christopher West über Gott, Sex und den Sinn des Lebens in Altötting.

Es gibt zwei Personen im 20. Jahrhundert die erkannt haben, dass das Körperliche auf verschiedene Art und Weise unterdrückt wird. Einer ist Hugh Hefner (Gründer des Playboy-Magazin), der andere ist Papst Johannes Paul II. Mit solchen und ähnlichen pointierten Aussagen forderte Christopher West seine Zuhörer vom 19. – 21. Mai 2017 in Altötting immer wieder heraus. Knapp 400 Teilnehmer, überwiegend junge Erwachsene, waren aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, aus Ungarn, Italien und England in das Kongresszentrum des Wallfahrtortes gekommen, um den weltweit anerkannten Experten für die Theologie des Leibes von Papst Johannes Paul II.  zu hören, der mit seinem Team extra aus den USA angereist war.

Christopher West

Gleich zu Beginn räumte er mit dem weit verbreiten Vorurteil auf, dass die katholische Kirche in ihrer Lehre leibfeindlich sei. Gott habe den Menschen ja mit Seele und Leib erschaffen. Im Buch Genesis sagt Gott, das alles sei sehr gut. Darüber hinaus sei Gott in Christus selbst Mensch geworden und habe Fleisch angenommen. Falsch sei es daher, wenn man das Leibliche im Menschen vollkommen ablehnt und ein rein spirituelles  – geistiges Leben führen wolle. Das, so West weiter, sei vielmehr Manichäismus (Irrlehre aus dem 3. Jahrhundert) oder Puritanismus, aber sicher kein Katholizismus.

Genauso wenig wie den Leib dürfe man auch die menschlichen Sehnsüchte nicht als schlecht deklarieren. Freilich könne es passieren, dass die Menschen versuchen diese Sehnsüchte mit schlechtem Fastfood (z.B. Pornographie, beliebigen Sex, etc.) zu stillen. Und wenn man großen Hunger habe, dann schmecke das Fast-Food anfangs auch richtig gut, aber es sei ungesund und könne diesen tiefen Hunger eben nicht stillen und man verlange nach immer mehr, ohne jemals satt zu werden. Würden diese tiefsten Sehnsüchte jedoch in die richtigen Bahnen gelenkt, dann sind sie wie eine Rakete, die uns zu den Sternen befördert.

Den Samstagabend nutzte West, um im Rahmen eines Special-Evening Zeugnis von seinem eigenem Leben zu geben. Der 48-jährige Ehemann und Vater von fünf Kindern, musste auch in seinem eigenen Leben lernen, dass die Ehe immer auch eine Herausforderung ist. Ein großer Wendepunkt in seinem Leben war, als er mit der Nachricht nach Hause kam, dass eines der größten Verlagshäuser der Welt ihn beauftragen möchte ein Buch für Ehemänner zu schreiben mit dem Titel „Wie liebe ich sie richtig?“. Anstatt Luftsprünge zu machen, reagierte seine Frau allerdings alles andere als begeistert. Sie sagte stattdessen nur: Wir müssen reden. West erkannte nach und nach, dass in seinem eigenen Eheleben die Sachen nicht so rund liefen, wie er selbst immer gemeint hatte und dass man für eine gute Ehe kämpfen muss. Er sagte den Auftrag beim Verlagshaus ab und nahm sich eine Auszeit, um zusammen mit seiner Frau und durch die Begleitung von Priestern die schwierigen Themen anzugehen, die schon länger vor sich hin gärten.

Aus der Sicht von Christopher West sollte das ganze Wochenende weniger ein Kurs oder eine Tagung sein, sondern viel mehr als Exerzitien verstanden werden. Dementsprechend wurde, ergänzend zum dichten Tagungsprogramm, auch täglich die heilige Messe angeboten. Den großen Abschlussgottesdienst am Sonntag zelebrierte zusammen mit dem Wallfahrtsdirektor und anderen Priestern P. Karl Wallner OCist.

Der Veranstalter der Tagung, die Initiative Christliche Familie mit Corbin Gams als Hauptorganisator, waren über die Atmosphäre und die sehr positive Resonanz glücklich. Dieses Event war ein weiterer großer Schritt, um die Theologie des Leibes in den deutschsprachigen Ländern weiter zu verbreiten.

Stefan Matthaei